Die ehemalige Synagoge in Oberdorf-Bopfingen ist heute Museum und Begegnungsstätte. Stadtarchivarin Johanna Menzel-Fuchs gab einen Einblick in die Dauerausstellung zum Leben der jüdischen Bevölkerung im Ostalbkreis vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Sie sprach vom friedlichen Zusammenleben von Juden und Christen in Ostwürttemberg vor der nationalsozialistischen Zeit und einer Blüte jüdischen Lebens im 19. Jahrhundert, als Oberdorf Sitz des Rabbinats wurde. Von 1832 bis 1930 wirkten sieben Rabbiner in Oberdorf. Ihr Einfluss spiegelt sich in der Bevölkerung wider: In der Spitze lebten hier fast ebenso viele Juden wie Christen. Die Schautafeln auf der Frauenempore der Synagoge, die das Schicksal der namentlich benannten Juden aus der Region dokumentieren, geben den Opfern der Nazi-Gewaltherrschaft ein bewegendes Gedenken.
Beim anschließenden Spaziergang durch Oberdorf führte die Stadtarchivarin von der Synagoge zum jüdischen Friedhof. Auf dem Weg zeigte sie die letzten materiellen Zeugen jüdischer Geschichte: die israelitische Schule, das Schachthäuschen und das ehemalige Handelshaus der Familie Heimann.
Die Idee für die vom Arbeitskreis für christlich-jüdische Verständigung organisierte Veranstaltung entstand unmittelbar nach dem Vortrag von Johanna Menzel-Fuchs im Januar. Ihr Vortrag im Katholischen Dekanatshaus hatte bei den Zuhörenden spontan den Wunsch nach einem „Ausflug zur ehemaligen Synagoge in Oberdorf“ geweckt.
Schön, dass sich am 26. Mai nun 25 Menschen auf Entdeckungsreise jüdischer Spuren in unserer Nachbarschaft gemacht haben und bereits gewonnene Kenntnisse vertiefen konnten!